Übersetzung des Artikels "Radiologisch onderzoek bij Hereditaire Multipele Exostosen in de Orthopaedische praktijk" aus dem NEWSFLASH nr.4 vom Oktober
2000, der Informationsschrift der niederländischen Selbsthilfegruppe.
Freie Übersetzung (einen großen Dank an Herrn Paul van der Horst) des Artikels "Die radiologische Untersuchung bei Multiplen kartilaginären Exostosen in
der orthopädischen Praxis". Wir bedanken uns bei unseren niederländischen Kollegen für die Erlaubnis, diesen Artikel veröffentlichen zu dürfen.
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Die radiologische Untersuchung bei Multiplen kartilaginären Exostosen in der orthopädischen Praxis
Wiedergabe eines Vortrages auf dem 3. Schicksalsgenossentag am 3. Juni 2000 in Holland von Dr. S. J. Ham (Orthopädischer Chirurg) und Dr. P. Maathuis (Orthopädischer
Chirurg), beide am Akademischen ? Groningen
Außer Anamnese und körperlicher Untersuchung wird in der Praxis oft Bildmaterial benutzt, zum Beispiel Röntgenfotos, Botscan, Magnetresonanztomographie (MRT) und
Computertomographie (CT).
Röntgenfoto
Mit Hilfe von Röntgenuntersuchungen können viele Informationen gewonnen werden.
A) Das Lokalisieren von Exostosen
Die Exostosen (ein besserer Name ist Osteochondromen) befinden sich in den sogenannten Metaphysen der Röhrenknochen; dies ist der Teil des Knochens, der zwischen
seinem Mittelstück (Diaphyse) und dem Endstück (Epiphyse) liegt. Diese Epiphyse ist an seinen Enden mit einer weichen Knorpelschicht überzogen und ist deswegen ein Teil eines Gelenkes. Die
Wachstumslinie (Epiphysenfuge) befindet sich zwischen Epiphyse und Metaphyse. Jeder Röhrenknochen hat also 2 Epiphysen (an jeder Seite des Knochens), 2 Metaphysen und eine Diaphyse. Die
Wachstumslinien sind im Kindesalter quasi „offen“ und auf Röntgenbildern gut sichtbar. Am Ende einer Wachstumsperiode „schließen“ sich die Wachstumslinien (die weiche Knorpelschicht wird dann
durch richtige Knochensubstanz ersetzt). Daneben kommen Osteochondromen auf flachen Knochen und zwar am Schultergürtel und im Becken vor. Die Osteochondromen gehen von der Knochenoberfläche aus
und wachsen im Prinzip senkrecht auf dieser Oberfläche. Die Osteochondromen wachsen von der Wachstumslinie weg, das heißt, im Laufe der Jahre kommen Exostosen immer mehr in Richtung Mitte der
Knochen (also weg vom Gelenk). Die Osteochondromen und der darunterliegende Knochen sind ein Ganzes, das heißt, das Knochenmark der Knochen geht über in das Knochenmark der Osteochondromen und
das gleiche gilt für die äußere Knochenschicht. Die Osteochondromen führen fast immer zu einer abweichenden Form der Metaphyse.
Die Osteochondromen können fast überall im Skelett vorkommen. Sie haben aber eine Vorliebe für die Metaphysen der langen Röhrenknochen, speziell in der Nähe des
Knies und weiter im oberen Teil des Oberarmes, darüber hinaus im Unterarm, in der Nähe vom Handgelenk, im Unterschenkel, über dem Fußgelenk, am Schulterblatt, an den Brustrippen und im
Becken.
B) Die Aspekte und Größe der Osteochondromen
Die Osteochondromen sind knochenartige Auswüchse (Knubbel) an der Außenseite des Knochens, die auf Röntgenbildern gut sichtbar sind. Die weiche Knorpelschicht,
welche die Exostose an der Außenseite bedeckt, ist auf einem Röntgenbild nicht sichtbar. Die Osteochondromen sind mit einem Stiel oder über eine breite Basis am Knochen befestigt.
Die Größe der Osteochondromen kann stark variieren und ist u.a. abhängig von dem Ort; im Becken ist aber zum Beispiel mehr Platz zum Wachsen als in der Hand. Die
Größe nimmt normalerweise während der Wachstumsphase zu und stoppt, wenn ein Patient ausgewachsen ist. Osteochondromen können durch ihre Größe Schwierigkeiten verursachen, wie zum Beispiel
Kompression (Druck) auf Nerven und Blutgefäße, was dazu führen kann, dass die Arme oder Beine weniger durchblutet werden und was dann zum Beispiel Nerven schädigt. Daneben kann ein Osteochondrom
einen negativen Einfluss haben auf das Wachstum von in der Nähe liegenden Knochen.
C) Verschiedene Aspekte zum Wachstum von Osteochondromen
Mit Hilfe von Röntgenbildern kann festgestellt werden, ob ein Merkmal eines Osteochondroms sich im Laufe der Zeit verändert hat. Das Entstehen von zum Beispiel
Kalzifikationen im Osteochondrom kann ein Zeichen davon sein, dass das Osteochondrom sich bösartig entwickelt hat, kann aber auch darauf hinweisen, dass die Größe des Osteochondroms im
Erwachsenenalter zunimmt.
D) Abweichungen der Knochen oder Gelenke durch Osteochondromen
Normalerweise entwickeln sich Knochen, gerade diese Röhrenknochen, während der Wachstumsphase so, dass die Knochen im mittleren Teil am dünnsten sind und sich an
ihren beiden Enden breiter entwickeln. Bei HME sieht man oft Abweichungen in der Form bestimmter Knochen. Gerade die Metaphysen (wo diese Osteochondromen entstehen) sind oft breiter als normal
und zeigen eine abweichende Ausrichtung. So kann man oft sehen, dass bei Patienten mit HME die Hüften „steiler“ sind als normal, d.h., der Winkel zwischen Schacht und Hals des Oberschenkels ist
größer als normal. Wenn dieser Winkel zu groß wird, kann das sogar zu einem Bild führen, wie man es bei der congenitale Heupdysplasie sehen kann.
Ein anderer wichtiger Punkt ist, dass das Wachstum an beiden Seiten des Knochens nicht unbedingt gleich sein muss. Im Bein zum Beispiel sieht man oft, dass das
meiste Wachstum beim Kniegelenk stattfindet. Im Arm, beziehungsweise im Röhrenknochen des Unterarmes, trägt die Wachstumslinie an der Seite des Handgelenks zu ungefähr 80% dazu bei, dass dieser
Knochen wächst, die restlichen 20% Wachstum findet an der Wachstumslinie statt, die sich beim Ellenbogen befindet. Dies ist wichtig, weil die Osteochondromen, gerade die mit einer breiten Basis
mit den Knochen verbunden sind, dafür verantwortlich sind, dass Wachstumsabweichungen entstehen. Osteochondromen befinden sich oft am Handgelenk und weil da das Wachstum des Unterarmes am größten
ist, ist natürlich auch der Einfluss dieser Osteochondromen auf das Wachstum und dessen Folgen am größten. Eine abweichende Ausrichtung oder Deformität der Arme oder der Beine (oder eines Teiles
davon) nehmen oft während der Wachstumsphase zu. Darüber hinaus verursachen Osteochondromen oft auch eine Deformation des Handgelenks und Fußgelenks. Dieses Deformieren in eine abweichende Form
kann sogar dazu führen, dass „der Knochen quasi aus dem Gelenk springt“. Dies kann mehr oder weniger das Funktionieren dieser Gliedmaßen beschränken. Dies kann nicht nur zur Deformation der
betroffenen Knochen führen, sondern auch zu einer Deformation von anderen Knochen; das sind oft die Knochen, die daneben liegen oder in irgendeiner Form damit verbunden sind. Diese Deformation
kann so für sich stattfinden, aber es können auch nebeneinander gelegene Knochen quasi fusionieren (verwachsen), was natürlich auch die Funktion dieser Gliedmaßen einschränken kann. Daneben
können auch Frakturen (Brüche) durch Osteochondrome entstehen; das passiert nicht oft, aber es kann dazu führen, dass Schmerzen entstehen.
Knochenscan
Ein Knochenscan kann beim Vorliegen einer Indikation gemacht werden. Hierbei wird ein Kontrastmittel gespritzt. Der Nuklearmediziner kann dann eventuelle
Abweichungen im Skeletts aufspüren, die zum Beispiel näher durch eine erhöhte Aufnahme charakterisiert werden („hot spots“).
Im Kindesalter oder während der Adoleszenz ist in den aktiven Osteochondromen als Folge des Wachstums eine erhöhte Aktivität merkbar. Im Erwachsenenalter sind
Osteochondromen auf dem Knochenscan allerdings sehr wenig positiv oder negativ. Erhöhte Aktivität in diesem Alter kann die Folge einer bösartigen Degeneration eines Osteochondroms sein, aber auch
zum Beispiel die Folge einer Entzündung eines Schleimbeutels, die oft über einem Osteochondrom liegen. Ein Knochenscan kann aber auch positiv sein, wenn ein Knochen, der sich daneben befindet, in
Mitleidenschaft gezogen wird oder bei anderen Abweichungen, so wie zum Beispiel bei einem Knochenbruch.
MRI und CT
MRI ist besonders geeignet, um auffällige Exostosen zu evaluieren, d.h. Osteochondromen, die zum Beispiel Schmerzen verursachen oder die im Erwachsenenalter wachsen.
Darüber hinaus gibt MRI Information bei sogenannten atypischen Fällen.
MRI gibt auch Informationen, die wichtig sind, wenn es darum geht, ob operiert werden soll oder nicht; zum Beispiel über die Beziehung zwischen Osteochondromen und
nahegelegenen Blutgefäßen und Nervenbahnen. Bei einem Verdacht auf eine bösartige Entartung eines Osteochondroms ist insbesondere der Umfang der Knorpelschicht wichtig; diese ist bei einer
bösartigen Entwicklung dicker als normal. Mit MRI wird diese weiche Knorpelschicht im Gelenk selber besser als beim Röntgenbild dargestellt.
CT ist sehr geeignet für das Evaluieren von Osteochondromen selbst und wird in unserer Klinik viel weniger benutzt.
Zusammenfassung
Mit Hilfe der Röntgenuntersuchung kann in vielen und sogar in den meisten Fällen ein guter Eindruck gewonnen werden über das Skelett im Allgemeinen und die
Osteochondromen im Besonderen bei Patienten mit HME. Es ist die Frage, ob eine regelmäßige Kontrolle angeraten ist und in welchem Alter. Bei Kindern scheint diese Kontrolle wichtig zu sein, um
gerade Abweichungen bei der Ausrichtung von Knochen oder Gelenken frühzeitig behandeln zu können, bei Erwachsenen um eine eventuelle bösartige Entartung in einem frühen Stadium zu entdecken. Der
Knochenscan kann dabei als Reihenuntersuchung benutzt werden. Bei Zweifeln über Osteochondromen (Beschwerden, Wachstum, usw.) muss immer radiologisch untersucht werden. Daneben ist es wichtig und
es empfiehlt sich, von schwierig zu untersuchenden und tiefer liegenden Osteochondromen (zum Beispiel im Becken) alle zwei bis drei Jahre Röntgenbilder zu machen. Eine MRI Untersuchung (oder CT)
kann bei richtiger Indikation gemacht werden.
Erstveröffentlichung am 31.10.2003 - letzte Änderung/Überprüfung dieser Internetseite am 09.02.2017