Diagnostische Hilfsmittel

Im Rundbrief Nr. 15 vom 01.12.2003 der Selbsthilfegruppe in den USA (MHE Coalition) fanden wir den Artikel "Diagnostische Hilfsmittel":

Harish Hosalkar, MD, Stipendiat der Orthopädie im Kinderkrankenhaus von Philadelphia; John P. Dormans, MD, Chefarzt der Orthopädie des Kinderkrankenhauses von Philadelphia und Professor der Orthopädie an der Universität Pennsylvania

Diagnostische Hilfsmittel

Wichtige Hinweise für eine orthopädische Untersuchung: Es ist wichtig, bei jeder Untersuchung die Behandlung und Einschätzung des MHE Patienten Schritt für Schritt vorzunehmen.

Der Patient sollte entblößt sein und sich trotzdem dabei wohl fühlen in einer gut belichteten Umgebung (damit wichtige körperliche Befunde nicht ausgelassen werden).

Wichtig ist die Beurteilung darüber, wie sich der Patient vor und während der Untersuchung und auch während der einzelnen Prozeduren im Raum bewegt. Die Balance, Haltung und das Gangbild sind zu berücksichtigen.

Bei Allgemeinuntersuchungen sollte auf Schwellungen, Knoten, Unebenheiten und Hubbel an anatomischen Stellen, die leicht abgetastet werden können, geachtet werden. Brustkorb- und wanduntersuchung, Bauchuntersuchung, gründliche Beckenuntersuchung sollten in jedem Fall gemacht werden. Breit aufsitzende oder gestielte Unebenheiten sollten genau festgestellt und untersucht werden, soweit dies möglich ist.

Der allgemeine körperliche und geistige Zustand sollten aufgezeichnet werden.

Notiert werden müssen alle offensichtlichen Asymmetrien des Rückgrats, Verformungen, Dekompensation des Torsos, sowie Anhaltspunkte für ein paraspinales Muskelspasma (teilweise Muskelverkrampfung des Rückgrats) oder suggestive Verbesserung der Rückgratsschädigung.

Die Größe des Patienten muss gemessen werden und bei jedem weiteren Besuch wiederholt werden. Menschen, die an MHE leiden, sind normalerweise kleinwüchsig und erreichen oft nur eine Körpergröße von 0.5 bis 1.0 SD. (Die schadhaften Stellen neigen zu einer Verbreiterung, während sich die physes auf das gesamte Wachstum im Verhältnis zur gesamten Größe des Patienten verteilen. Bei Wachstumsende ist normalerweise auch das Wachstum der Knorpelgeschwulste  beendet).

Eine gründliche neurologische Untersuchung ist durchzuführen und zu dokumentieren. Asymmetrische Bauchreflexe sind feine Anzeichen eines Krankheitsbildes des Rückgrats und könnten mit Verdickungen an der Wirbelsäule zusammenhängen. Deshalb sollte die Motorik, die Sinnesorgane und Nervenreflexe getestet und aufgenommen werden.

Unterschiedliche Beinlängen müssen genau festgestellt werden, ob bei Oberschenkel, Schienbein oder beiden.

Arme, Unterarme, (Ober)schenkel- und Beinumfang müssen gemessen und festgehalten werden, besonders dann, wenn offensichtliche Unterschiede festgestellt werden.

Sämtliche Verformungen müssen aufgenommen und festgehalten werden. Die am häufigsten vorkommenden Verformungen bei der MHE Krankheit sind Kleinwüchsigkeit, unterschiedliche Beinlängen, nach innen wachsende Verformungen von Knie und Knöcheln (X-Beine), Asymmetrie von Brustkorb und Becken, bogenförmige Haltung mit Ulnardeviation (Abweichung der Finger zur Ellenseite) des Handgelenks und unvollständige Subluxation des Radiusköpfchens.

Der Bewegungsradius aller Gelenke, ihre Stabilität und jeder Anhaltspunkt von übertriebener Schlaffheit muss in jedem Fall festgehalten werden.

Die Beschaffenheit von (Blut)-gefäßen und Nerven (Motorik, Gefühl und Reflex) muss festgehalten und aufgenommen werden. Hierzu gehört das Pulsmessen an Händen und Füssen sowie deren Reflexe.

Wie oft sollten die Untersuchungen stattfinden?

Kinder sollten alle 6-9 Monate untersucht werden. Sollten sich jedoch die Hubbel plötzlich vergrößern, Schmerzen, nervöses Zittern, Taubheit, Schwäche, sichtbares und ständiges Hinken, Verformungen von Gliedmaßen und Längenunterschiede auftreten, so sollten unverzüglich weitere Untersuchungen gemacht werden.

Auch nach Wachstumsende sollten regelmäßige Untersuchungen stattfinden. Die meisten Patienten sind jedoch wachsam und beobachten sich selbst. Eine gründliche Untersuchung sowie Messungen kann der Arzt während der ganz normalen Untersuchung durchführen. Röntgenaufnahmen sollten nur bei symptomatischen oder wachsenden Knubbeln gemacht werden.

Anmerkung: Ihr Kinderorthopäde kann eine Untersuchung alle 3 Monate, manchmal auch nur einmal im Jahr vorschlagen. Er wird Ihnen die Gründe dafür nennen.

Wir danken Frau Heike Skierlo für die Übersetzung!

Erstveröffentlichung am 21.02.2004 - letzte Änderung/Überprüfung dieser Internetseite am 09.02.2017